Oulujärvi Rokua Finnland

Das Erbe der Eiszeit im Geopark Rokua, Finnland – von GEOfood bis Toteiskessel

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Der Geopark Rokua erzählt die spannende Geschichte der einzigartigen von der Eiszeit geformte Landschaft in einem der nördlichsten UNESCO-Geoparks und lädt zum Erkunden, Erleben und Genießen ein.

Unzählige Male bin ich schon auf der E 75 an Oulu vorbeigefahren, vorbei an endlosen Weizenfeldern, Kühen, Silos und Scheunen, die ein bisschen wie Miniaturausgaben des wilden Westens aussehen. Nie hatte ich bisher in Erwägung gezogen, einmal ins Landesinnere abzubiegen. Doch wie heißt ein Spruch des Dalai Lamas so schön: “Einmal im Jahr solltest du einen Ort besuchen, an dem du noch nie warst.
Diesen
Sommer war es so weit ich habe zusammen mit Tine von finnweh.de und Sina von nordlandfieber.de einen Abstecher in den im Geopark Rokua gemacht.

Mitten in Finnland, noch nicht mal eine halbe Autostunde von Oulu entfernt liegt der, von der UNESCO ernannte Global Geopark Rokua. Zur letzten Eiszeit lag die Region zwischen Oulu und Kajaani noch unter einer dicken Eisschicht, bis ein uralter Gletscherfluss erodierte und Sand mit sich transportierte, auf dem tausende Jahre später der erste Geopark Finnlands gegründet wurde. Heute schlängelt sich der Oulujoki – mal sanft, mal wilder – bis hin zum knapp 900 km² großen Oulujärvi, vorbei an mineralhaltigen Ackerland, weitläufigen Kieferwäldern und hohen Dünen.

Oulujärvi Finnland
© Sina Kaiser

Geopark Rokua – Geologie zum Anfassen

Über Jahrmillionen durch die Kräfte der Natur geformt, erzählt der Geostandort Rokua, was Eis, Wasser und Wind so vermögen. Wie die Region von unterhalb einer kilometerdicken Eismasse bis zum tiefen Grund der alten Ostsee und weiter über eine Insel- und Küstenstufe bis zum heutigen Binnengebiet wurde.
Ich gebe zu, in Grundzügen war mir das zwar durchaus bekannt, aber wenn man dann auf einmal am Ufer des Oulujärvis steht und unter einem die Sanddünen tief in das Wasser abfallen und man denkt, man steht irgendwo an der baltischen Ostseeküste, dann staunt man ganz schön! Vor allem, wenn man gerade zuvor noch an Mooren vorbeigekommen ist und im Wald sein Körbchen mit Pilzen und Beeren gefüllt hat. Was soll man sagen: auf 1300 km² eine Landschaft abwechslungsreich wie ein Mosaik.
Für noch mehr aha-Erlebnisse und wer sich gerne weiter in die Geologie vertiefen möchte, dem sei das Gneisgestein von Kiloniemi oder der geologische Zeitpfad von Utajärvi empfohlen.
Zu den UNESCO Global Geoparks zählen übrigens Landschaften von internationaler geologischer Bedeutung, deren Verwaltung nachhaltigen Tourismus auf eine Weise fördert, die sowohl die lokale Bevölkerung berücksichtigt als auch Reisende, das geologische, natürliche, kulturelle und immaterielle Erbe sowie die Umwelt.

Oulujärvi Finnland

PreiselbeerenWas ist GEOfood?

Doch im Rokua-Geoparkgebiet lässt sich die geologische Entstehungsgeschichte nicht nur bestaunen, sondern im weitesten Sinne auch erschmecken: als GEOfood. Denn sowohl Boden als auch Klima wurden durch sie nachhaltig geprägt und sind heute ideal für die Produktion lokal angebauter Lebensmittel.
GEOfood wurde als internationale Bewegung ins Leben gerufen, um die Verbindungen zwischen lokalen Lebensmitteln und geologischem Erbe zu fördern. Klar, Finnlands Küche basiert sowieso auf frischen, natürlichen Zutaten, die direkt aus den Gewässern, Feldern und Wäldern des Landes stammen. (Schaut mal in meinen Blogbeitrag Finnland & seine regionalen Spezialitäten, da habe ich schon mal ausführlich darüber berichtet)
Aber ähnlich wie mit der Auszeichnung zum Geopark, geht man mit der Auszeichnung GEOfood die Verpflichtung ein, dass man die nachhaltige Entwicklung der Region stärkt. Und gleichzeitig beinhalten sie im weitesten Sinne auch einen Bildungsauftrag. Uns Endverbrauchern soll bewusst gemacht werden, wie eng die Verbindung zwischen Lebensmittelproduktion und Geodiversität ist und warum der verantwortungsvolle Umgang mit unserer Natur unsere Lebensgrundlage bildet – ein Thema, dass an Aktualität kaum zu übertreffen ist.
Ich war also gespannt!

Entdecke & genieße die drei verschiedenen Landschaften des Geopark Rokua

Die sehr unterschiedlichen Landschaften in der Region Rokua erzählen nicht nur die spannende Geschichte der Eiszeit, sondern man findet sie auch in den regionalen Zutaten und Rezepten wieder.

Toteiskessel RokuaFlechten Waldboden

Wiesen & Felder im Flusstal des Oulujoki

Entlang des Flusses Oulujoki erstrecken sich in harmonischer Koexistenz ein malerisches Agrarland und satte grüne Wälder. Der ehemalige mineralhaltige Meeresboden eignet sich heute besten für den Anbau von Getreide und Gemüse, sowie zur Weidehaltung.
Um zu verstehen, wie das Leben früher als der Oulujoki noch einer der wichtigsten Transport- und Handelsstrecke für Teer und Holz war, haben wir uns auf eine kleine Zeitreise begeben: auf den Hof Lamminaho. Heute ist der über 200 Jahre alte ehemalige Bauernhof eine Art Freiluftmuseum, mit einem stattlichen Wohngebäude und diversen Wirtschaftsgebäuden, Saunen und selbst eine frühere Branntweinbrennerei gehört dazu. Während heute hinter den Gebäuden die Oberfläche des Wassers in der Sonne glitzert und eher einem See gleicht, brausten dort früher die Stromschnellen, bis der Bau von Wasserkraftwerke (8 an der Zahl) das heutige Landschaftsbild des gesamten Oulujoki unwiderruflich veränderte. Später bei kahvi ja pulla (Kaffee und Hefegebäck) erfahren wir von unserer netten Fremdenführerin noch so einiges mehr über das harte Leben eines Stromschnellenfahrers oder warum über dem Türstock der Mägde anzüglich Schnitzereien zu finden sind.

Bauernhof FinnlandBauernhof Finnland
Aber vor allem weiß ich jetzt, wie Käse im Kaffee schmeckt!
Ja, ihr habt richtig gelesen! Neben diversem Gebäck gab es nämlich auch juustoleipä, eine finnische Spezialität. Vielleicht kennt der ein oder andere von euch ja schon leipäjuusto? Eigentlich ist das Gleiche gemeint, nur sagt man in dieser Region eben juustoleipä. Gemeint ist auf jeden Fall ein milder, unglaublich schmackhafter Käse, der typischerweise aus Kuhmilch hergestellt wird und beim Essen leicht quietscht. Für die Herstellung wird zuerst die Milch geronnen und dann in einer runden Form im Ofen gebacken. Für gewöhnlich esse ich Leipäjuusto mit Moltebeermarmelade. Aber man lernt ja nie aus – also passe ich mich den örtlichen Sitten an und tunke meinen Käse in den Kaffee. Ich sage nur eins: eine perfekte Mischung aus glattem, fettem Käse und heißem, bitterem Kaffee!

Bauernhof alter Herd

finnischer Leipäjuusto

Abgesehen von Milchprodukten gehören Getreide und Körner zu den Grunderzeugnissen der Region. Hafer ist das wichtigste und beliebteste Getreide Finnlands. Bedenkt man, dass der Geopark Rokua nur etwa 200 km südlich des Polarkreises liegt, genauer gesagt auf dem 65. Breitengrad, begeistert es mich, dass er hier so wunderbar wächst.
Und wie er schmeckt, weiß ich jetzt auch. Obwohl warmer Porridge zum Frühstück ja eigentlich nicht so mein Ding ist, der in unserer Unterkunft im Merilän kartano war er köstlich! Vielleicht war ich auch noch etwas beseelt von Askos blühenden Erzählungen des vorangegangenen Abends. Aber Fakt ist, dass die Haferflocken in meinem puuro (Porridge) von der nördlichsten Hafermühle der Welt stammen, aus Utajärvi. Hafer mit 6-7 Monaten Frost, Sonne rund um die Uhr im Sommer und reichlich sauberes Wasser. Passenderweise heißt das Produkt übrigens 65 Oats.

Finnland KüheEsszimmer GutshofFinnischer Haferbrei
Abgesehen vom Porridge musste ich nach meinem Besuch im Geopark Rokua auch meine Vorbehalte gegenüber finnischen Wurstwaren revidieren. Ihr müsst nämlich wissen, dass ich für gewöhnlich einen großen Bogen um finnische Grillwürste mache. Abgesehen davon, dass ich generell lieber Fleischwaren kaufe, bei denen ich weiß, woher es stammen, war mir die finnische Liebe zu “sägespänartige” makkara immer ein Rätsel. “Sägespänartig” stammt in diesem Fall nicht von mir, sondern von der Besitzerin des Montta Active Camping, also von einer Finnin selber. Hier haben wir nicht nur direkt am Oulujoki in einem typisch finnischen Mökki übernachtet, sondern waren abends auch zum Grillen eingeladen. Abgesehen von ihren Plänen mit dem Campingplatz haben wir uns noch lange über das Leben und arbeiten hier im Rokuapark unterhalten und dazu lokale Köstlichkeiten verkostet. Ihr Fleisch beziehen sie ausschließlich von einer Metzgerei im nächsten Ort und ich muss sagen – kein Vergleich zu der herkömmlichen Supermarktware. Wir haben uns gleich mal die Adresse des Hofladens geben lassen, denn vor allem hatten es uns die ryynimakkara (Rindswürste mit 17% Haferflocken) und die tervalooki-sauce (BBQ-Sauce mit einem Hauch von Teer) angetan. Leider war die Sauce schon ausverkauft als wir dort waren, aber für gewöhnlich lohnt es sich in Finnland eigentlich immer bei Hofläden einzukaufen – halte einfach Ausschau nach einem braunen Straßenschild mit einer Ähre darauf.

Campingplatz RokuaMökki RokuaGrillteller

Wälder & Nationalpark im Os- und Dünengebiet Rokua

Meine Liebe zu den finnischen Wäldern und den wildwachsenden Beeren im Speziellen, kennt ihr ja schon. Darüber habe ich in meinem Artikel Lappland im Herbst: Die kulinarischen Schätze des Waldes schon ausführlich berichtet. Auch die Wälder von Rokua verwandeln sich im August in ein Schlaraffenland aus Beeren und Pilzen. Überall blinken die scharlachroten Preiselbeeren durch ein Meer aus weißen Flechten, spitzen braune Kappen aus dem sandigen Waldboden – ein wahres Sammler-Paradies! Immer wieder Ausrufe der Begeisterung – bei Tine, wenn sie Pilze sieht und ich bei dem Anblick der reifen Preiselbeeren.

Rokua NationalparkPilze FinnlandWas jedoch so ganz anders ist als in Lappland, das sind die zahlreichen hellen Flechten, die den Waldboden bedecken. Das hängt tatsächlich an den fehlenden Rentieren. Denn Flechten sind Rentierfutter! Und die Grenze des Rentier-Schutzgebietes, wo sich Rentiere frei bewegen können, verläuft etwa 70 km weiter nördlich des Geoparks. Wusstet ihr übrigens schon, dass gerade Flechten bekannt sind als Bioindikatoren für Luftverschmutzung? Also Daumen hoch hier im Geopark Rokua für diese sagenhaft saubere Luft!

Wald Rokuafinnischer Beerenkuchen
In den Genuss von Beeren und Pilzen sind wir auf unserem Trip in den Gopark Rokua dann natürlich auch noch gekommen. Und zwar in Form von echter finnischer Hausmannskost: Mustikka-vadelma-juustokakku (Cheesecake mit Blaubeeren und Himbeeren) und sieni-pekonipiirakka (Herzhafte Tarte mit Pilzen und Speck). Die Rezepte findet ihr bestimmt demnächst auf meinem Blog.

Der See Oulujärvi

Im Oulujärvi wimmelt es nur so vor Fischen, sowohl für Profi- als auch für Amateurangler – Hechte, Zander, Seeforellen und Barsche, was das Herz begehrt. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass Fisch zu dem wichtigsten Grundnahrungsmittel in Finnland zählt. Gleich am ersten Abend wurden wir mit selbst gefangener Lachsforelle, selbst angebauten Kartoffeln und Salat aus ihrem eigenem Garten von Kaisa überrascht. Gespeist wurde ganz typisch in einer Grillhütte, während schon mal die Dampfsauna aufheizte. Zwischen uns blubberte der pannukahvi (Kochkaffee) über offenen Feuer – finnischer geht es nicht!

finnische küche
© Sina Kaiser
finnische Grillhütte
© Sina Kaiser

finnische Küche
Auch wenn wir dieses Mal nicht selber zur Angelrute gegriffen haben (Von der Angel in die Pfanne), so waren wir doch auf dem Wasser unterwegs und haben so einiges zum Thema Angeln im Geopark Rokua erfahren. Mit Juha
von Atteson Fishing ging es bei schönstem Wetter auf den See hinaus. Was aussah, wie ein kleiner idyllischer Waldsee, war genau genommen ein Toteiskessel – noch so ein Eiszeitrelikt. Nach dem end­gültigen Abschmelzen der Gletscher blieben an Stelle der Eis­blöcke Toteis­löcher oder -kessel zurück, in denen sich dann häufig Seen oder Moore bildeten. Zum Angel fährt er allerdings meistens an den Oulujärvi erzählt er. Der Oulujärvi, welcher auch das Meer von Kainuu genannt wird, ist der fünftgrößte See Finnlands und doppelt so groß wie der Bodensee. Dort finden jedes Jahr Europameisterschaften im Hechtschleppangeln statt, bei denen Sie insgesamt über 100 Kilogramm Hecht fangen müssen, um zu gewinnen. Er selber sei auch schon mal dritter geworden, erzählt Juha. Seit seiner Jugend an geübt im Fischen, stellt er sogar seine eigenen Angelköder her. Die macht er dann im Winter, wenn man draußen nicht so viel machen kann, erzählt er uns.

Fähre fahren Finnland
© Sina Kaiser

oulujärvi finnlandAngeln

Was ich nach unserem Besuch nun weiß ist, dass hier im Geopark Rokua von Bäckereien, Fischern, Landwirten bis hin zum Metzger alle Hand in Hand mit dem geologischen und kulturellen Erbe gehen. Ich wünschte, dass man dieses Konzept auch andern Orts viel öfter aufgreifen würde!

Info:

Anreise:

Mit dem Flugzeug: Es gibt ab Dezember 2023 zweimal die Woche eine Direktverbindung von München nach Oulu mit Lufthansa. Oder man fliegt von Helsinki aus mit Finnair nach Oulu.

Mit dem Pkw: Mit der Fähre von Deutschland aus reist man bequem von Travemünde nach Helsinki. Von Helsinki sind es dann etwa noch 6,5 Std. Autofahrt. Oder man fährt über Schweden und nimmt in Nordschweden den Grenzübergang Haparanda oder quert den Bottnischen Meerbusen mit der Fähre von Stockholm nach Turku, von dort sind es dann etwa noch 7 Std.

Unterkünfte:

Rokua Health & Spa hotel
Kuntoraitti 2, 91670 Rokua, Finnland
rokua.com

Merilän kartano
Meriläntie 1, 91600 Utajärvi, Finland
merilankartano.com

Montta Active Camping
Kieksintie 209, 91500 Muhos, Finland
montta-activecamping.fi

Rokuan Lomahuvilat
Kuntoraitti 3, 91670 Rokua, Finnland
www.rokuanlomahuvilat.fi

Angeln & Outdooraktivitäten:

Atteson Fishing
Kirvesjärventie 100, 91670 Rokua, Finnland
www.atteson.fi

Museum:

Bauernhof Lamminaho
Lamminahontie 231, 91700 Vaala, Finnland
vaala.fi

Mehr zur Region Oulu:

Offenlegung: Dieser Beitrag ist in freundlicher Zusammenarbeit mit Geopark Rokua entstanden. Vielen Dank für die schöne Kooperation! Kiitos!

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Kategorien Finnland Nordische Küche

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Studierte Kommunikationsdesignerin und Gründerin von MAHTAVA. Wohnt zur Zeit in München, wäre aber lieber öfters in ihrem roten Holzhaus oberhalb des Polarkreises. Liebt den Schnee, Hunde und Blaubeeren. Vorbild: Pippi Langstrumpf.

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