Rezepte fürs Lagerfeuer:
Die finnische Wildnis auf dem Teller

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Draußen kochen: Einblicke in die finnische Seele und Rezeptideen für die Outdoorküche mit wilden Köstlichkeiten aus der Natur.

Was gibt es Schöneres, als nach einem Tag an der frischen Luft um ein knackendes Lagerfeuer zu sitzen und die Köstlichkeiten des Waldes bei einem leckeren Mahl zu genießen?
Wild Food Cooking, wie man es heute nennt, wird in Finnland gerne als Event angeboten. Mitten im Wald wird mit einem Sternekoch ein Gourmetmenü gekocht. Verwendet werden heimische Zutaten wie Islandmoos, Beeren, Kräuter und Pilze, die zum Teil sogar vorher noch gemeinsam frisch im Wald gesammelt werden. Was so trendy daherkommt, ist eigentlich tief verwurzelt in der finnischen Seele und Bestandteil des nordischen Lebensstils. Keine Wanderung, Skiausflug oder Beerensuche ohne zum Abschluss nicht zumindest eine Tasse Pannukahvi (Kochkaffee) zu kochen. Auch für Christine von finnweh.de, Sina von nordlandfieber.de und mich ging es während unserer kleine Auszeit im nördlichen Seengebiet in den Wald. Allerdings ohne Sternekoch, sondern mit Marita, die Besitzerin unseres Ferienhauses und ihrer Freundin Päivi und es gab typisch finnische Gerichte – von ihnen selbstgemacht, selbst gepflückt und eigenhändig gesammelt. Sehr zu meinem Bedauern sind wir selbst nicht mehr so richtig fündig geworden. Im November gibt es leider nicht mehr viel zu sammeln. Vereinzelt findet man noch Pilze, wie Suppilovahvero (Trompetenpfifferling).

Lecker essen in freier Natur

Später, nach einem unvergesslichen Tag im Wald sitzen wir alle glücklich um ein Lagerfeuer herum und tun das, was man eben so in Finnland macht, wenn man zusammen draußen unterwegs war: Essen, Geschichten erzählen und Pannukahvi trinken. Wir erfahren einiges darüber, was, wann gesammelt wird und zu guter Letzt gibt es auch noch einen Trick zum Thema Stockbrot. Aber nun der Reihe nach!
Zum Aufwärmen gab es erstmal heißen schwarzen Johannisbeersaft, natürlich mit Beeren aus dem eigenen Garten. Während wir uns noch die Hände am dampfenden Getränk wärmen, packt Marita schon mal das Brot aus und verteilt es zum Rösten über dem Feuer. Dazu reicht sie Pesto aus Giersch. Dank Google haben wir das nach einigem Hin und Her dann auch rausgefunden. Oder wisst ihr, was Giersch auf Englisch heißt? Oder gar finnisch? Aber falls ihr mal in die Verlegenheit kommen solltet, Giersch heißt auf Finnisch vuohenputki.

Wie von Zauberhand kommen dann noch Thermobecher mit heißer Suppe zum Vorschein. Ich zögere kurz – es ist Steinpilzsuppe. Ich weiß, eine Delikatesse, aber eigentlich mag ich nicht so gerne Pilze. Natürlich habe ich sie trotzdem probiert, das mache ich grundsätzlich, wenn mir etwas angeboten wird. Und siehe da, ich habe sie bis zum letzten Löffel aufgegessen! Später erzähle ich noch, dass ich als Kind während eines Finnlandurlaubs einfach zu viel Pilze vorgesetzt bekommen habe und seit dem gerade um besonders aromatische Pilze einen weiten Bogen mache. Sollte diese Phase nun ein Ende haben? Motiviert von dieser köstlichen Suppe traue ich mich am nächsten Tag sogar an ein Schnitzel mit Pilz-Topping. Und was soll ich sagen – leckere! Diese Reise wird mir also immer in Erinnerung bleiben. Frei nach dem Motto: Wie ich meine Liebe zu Pilzen wiederentdeckt habe. Als hätte es Marita im Gespür gehabt, gibt es zum Abschied für jeden von uns noch eine Tüte voller getrockneter Pilze. Aber zurück ans Lagerfeuer! Ein Dauerbrenner in Finnland: Tikkupulla. Stockbrot kennt jeder, doch habt ihr schonmal süßes Stockbrot aus Hefeteig probiert? Während der Pannukahvi schon über dem Feuer blubbert, umwickeln wir unsere Stöcke mit nach Kardamom duftendem Hefeteig. Und hier kommt auch schon der versprochene Game-Changing-Trick: Den Teig schon zuhause zu dünnen Rollen formen. So muss man sich nicht draußen mit klebrigem Teig und Mehl rumschlagen und außerdem patscht nicht jeder in den Teig. Davon mal ganz abgesehen, dass es einfach hinterher hübscher aussieht und gleichmäßig durchbacken kann. Dazu serviert Marita verschiedene Beeerenkonfitüren. Selbst gesammelt und eingekocht – eh klar! Ich freue mich besonders über die Moltebeeren, wachsen die doch nicht überall in Finnland. Hier in Nord-Savo stehen die Chancen allerdings gut, im Spätsommer fündig zu werden.

So, habe ich euch jetzt hungrig gemacht? Dann mal ab nach draußen!
Egal bei welchem Wetter, egal ob man das Essen schon zuhause vorbereitet oder erst vor Ort. Skandinavische Rezepte fürs Wintergrillen findet ihr bereits auf meinem Blog. Nun wird die Rezeptsammlung für die Outdoorküche noch um einige finnische erweitert.

Das November-Menü fürs Lagerfeuer

Rezept für Giersch-Pesto

Zutaten:
2 handvoll junge Gierschblätter
3 Knoblauchzehen, gehackt
100 g Parmesan, gerieben
200 ml Rapsöl
30 g Pinienkerne
30 g Cashewkerne
Salz & Pfeffer

Zubereitung: Giersch von groben Stielen befreien und putzen oder waschen. Die Pinienkerne und Cashewkerne ohne Fett kurz in der Pfanne anrösten. Alle Zutaten mit dem Mixer oder dem Pürierstab fein vermixen und mit Salz und Pfeffer würzen. Gegebenenfalls weiteres Öl dazugeben, dass eine schöne Paste entsteht. Das Pesto passt nicht nur als Aufstrich aufs Brot, sondern natürlich auch zu Nudeln. Das Pesto zum Aufbewahren am besten mit einer Schicht Öl bedecken und im Kühlen aufbewahren, so ist es länger haltbar.

Rezept für cremige Pilzsuppe

(4 Portionen)

Zutaten:
250 g Steinpilze, Pfifferlinge oder Champignons
1 Zwiebel
1/2 TL Salz
Prise schwarzer Pfeffer
2 EL Butter
4 EL Weizenmehl
700 ml Wasser
2 EL Gemüsebrühepulver
200 ml Schlagsahne
1 EL frische Petersilie, gehackt

Zubereitung: Die geputzten Pilze hacken und die geschälte Zwiebel hacken. Die Pilze in einen Topf geben und kochen lassen, bis der größte Teil der Flüssigkeit verdampft ist. Salz und Pfeffer hinzufügen und dann raus auf einen Teller geben. Nun die Butter in dem Topf schmelzen und die Zwiebeln darin anschwitzen. Das Mehl unter die Zwiebeln mischen. Wasser in einem dünnen Strahl in den Topf geben und dabei ständig umrühren. Gemüsebrühpulver und Pilze hinzugeben. Bei schwacher Hitze unter dem Deckel etwa 5 Minuten köcheln lassen. Sahne hinzufügen, aber nicht wieder kochen, nur erhitzen und dann servieren.

Tipp: Frische Pilze können durch getrocknete Pilze ersetzt werden. 1 Tasse getrocknete Pilze in 3 Tassen Wasser etwa 30 Minuten einweichen. Das Einweichwasser kann man als Suppenflüssigkeit verwenden.

Rezept für süßes Stockbrot aus Hefeteig

(6 Stück)

Zutaten:
3–3 ½ dl Weizenmehl
½ dl Zucker
1 Teelöffel Trockenhefe
½ TL Salz
½ TL Kardamom
1 ½ dl Milch
1 Esslöffel Rapsöl

Zubereitung: Weizenmehl, Zucker, Trockenhefe, Salz und Kardamom in eine Schüssel geben. Milch und Öl beigeben, den Teig kneten, bis er elastisch ist. So viel Mehl zugeben, dass der Teig nicht an den Händen kleben bleibt. Den Teig eine halbe Stunde an einem warmen Ort gehen lassen. Den Teig am besten schon zuhause zu sechs Teigrollen formen, ca. 20 cm lang. Vor Ort den Stock im oberen Bereich mit Alufolie umwickeln. Dann das eine Ende der Teigwurst an der Spitze aufspießen und dann um den Stock wickeln. Die Enden zusammendrücken, damit sich der Teig beim Backen nicht bewegt. Nun über die Glut des Lagerfeuers unter gelegentlichem Wenden ca. 10 Minuten garen. Das Stockbrot ist fertig, wenn es sich leicht vom Stiel lösen lässt. Dazu reicht man Beerenkonfitüre.

Wie man das Stockbrot grillt zeige ich euch auf meinem Instagramaccount in einem kleinen Reel.

Rezept für Moltebeerkonfitüre

Zutaten:
1 kg Moltebeeren
500 g Zucker

Zubereitung: Beeren und Zucker in einen Topf geben und verrühren, jedoch noch nicht kochen, sondern zunächst einige Stunden sehen lassen, bis die Beeren Saft abgeben. Dann bei geringer Hitze erwärmen, bis der Zucker sich aufgelöst hat. Dann die Hitze erhöhen und sprudelnd aufkochen lassen.
Währenddessen die sauberen Schraubgläser zu Recht stellen, damit man zügig arbeiten kann. Dann, mit Hilfe einen Schöpflöffels, die sehr heiße Konfitüre in die Gläser füllen. Dann die Gläser sofort verschließen. Irgendwann später sollten die Gläser dann ploppen, das ist das Zeichen, dass sich ein Vakuum gebildet hat und Schimmelpilze keine Chance haben.

Wie man Pannukahvi zubereitet, findet ihr auf finnweh.de

Weitere Beiträge zu unserer Auszeit in Savo:

• 10 Gründe für eine Reise in das nördliche Seenland im November
• Das Mökki am See — Wo die finnische Seele Urlaub macht
• Einklang für Seele und Geist: Achtsamkeit im magischen Luova Puu

 

Offenlegung: Dieser Beitrag ist in freundlicher Zusammenarbeit mit Visit Savo, Kuopio-Tahko und skandinavien.live entstanden. Vielen Dank für die schöne Kooperation! Und tausend Dank an Marita von jokiniemenmatkailu.fi für diesen unvergleichlichen Tag und die getrokneten Pilze – Kiitos!