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Nicht mehr richtig Herbst, noch nicht so wirklich Weihnachten und doch ist der November der perfekte Monat für eine kleine Auszeit im nördlichen Seengebiet von Finnland.
Finnland im November? Als ich Freunden von meinen bevorstehenden Reiseplänen erzählte, erntete ich ausnahmslos verständnislose Blicke. Zugegeben, etwas verrückt mag es ja klingen. Macht sich doch nicht mal der finnische Tourismusverband die Mühe, den finnischen November zu beschönigen. Vor einigen Jahren ging ein Foto auf Twitter viral, welches ein Banner zeigt, dass die ankommenden Touristen mit folgenden Worten begrüßte: “Nobody in their right mind would come to Helsinki in November. Except you, you badass. Welcome.“
Was für ein Glück, dass ich in Christine von finnweh.de und Sina von nordlandfieber.de Gleichgesinnte gefunden habe, die dem grausten aller Monat genauso viel abgewinnen konnten, wie ich! In diesem Sinne – Challenge accepted! Und was soll ich sagen, wir wurden nicht enttäuscht!
Wir hatten uns auf eine ruhige Auszeit im Mökki an einem der tausend Seen Finnlands gefreut, mit knisterndem Feuer im Kamin, ausgedehnten Waldspaziergänge, abendlicher Sauna und finnischer Wohlfühlküche, doch bekommen haben wir noch so viel mehr! Ein Einblick tief in die finnische Seele. Mit den letzten Herbst-Touristen ist auch die Betriebsamkeit gewichen, Ruhe legt sich über Land und Leute. Es bleibt Zeit für Geschichten. Und wer es immer noch glaubt, dass Finnen schweigsam sind, dem muss ich einfach heftig widersprechen! Man sollte einfach etwas Zeit mitbringen und Lust auf die ein oder andere Tasse Kaffee haben.
Was wir alles so erlebt und erfahren haben und wieso gerade die Region Nordsavo im Osten Finnlands so liebenswert ist, dass werden wir drei in den nächsten Wochen auf unseren Blogs veröffentlichen.
Habt ihr Lust auf eine kleine Auszeit am See? Hier 10 gute Gründe, warum man gerade im November besonders gut abschalten kann und im Einklang mit der Natur leben kann.
Warum man im November in das finnische Seenland fahren sollte
1. Mökki am See
Der Inbegriff finnischen Lebensstils ist zweifelsohne das Mökki (Ferienhaus). Fast jeder Finne hat eines und nutzt jede Gelegenheit um dort zu sein – raus aus dem Alltag, rein in die Natur! Wer noch nie in einem Mökki war, wird die finnische Seele nie richtig verstehen. Es ist kein Prestigeobjekt, sondern ein Rückzugsort zwischen Wald und Wasser. Meistens nicht besonders luxuriös, ein Plumpsklo ist keine Seltenheit. Und wenn man Glück hat, so wie wir, dann ist es sogar ein Blockhaus aus Keloholz (abgestorbene und natürlich getrocknete Holzstämme). Zugegeben, unseres hatte fließend Wasser und war gerade erst frisch renoviert worden, aber der Charme eines traditionellen Blockhauses war allgegenwärtig.
Die finnische Seenplatte ist der perfekte Ort für eine kleine Mökki-Auszeit. Ein Blick auf die Landkarte genügt, um zu verstehen, dass die Chance auf ein Mökki direkt am See recht groß ist! Unseres stand direkt an der Spitze einer Landzunge. Stundenlang konnte ich einfach nur auf den See schauen. Mal lagen die gegenüberliegenden Inselchen hinter einer dicken Nebelwand, mal waren sie leicht bezuckert vom ersten Schnee, dann schoben sie sich wieder ins rechte Licht… einfach schön!
Info: Unser Haus hieß Ankkuri und ist eines von sieben auf dem Grundstück der Familie Lähdesmäki. jokiniemenmatkailu.fi
Noch mehr zu unserem Mökki am See auf nordlandfieber.de
2. Finnische Sauna
Für mich Entspannung pur! Die finnische Sauna hat nichts mit dem gemein, was in Deutschland so als Saunakultur betrieben wird. Zu aller erst, es gibt keine Regeln, gar keine! Keine Uhren an der Wand, keine Aufguss-Wedeler, keine Lichttherapien oder sonstiges Tamtam. Sauniert wird, wie es einem gefällt und so lange es einem gefällt. Unsere war direkt im Untergeschoss unserer Hütte und natürlich mit einem Holzofen. Zum Glück findet man im Gegensatz zu den Saunen in Wohnungen oder Häusern in der Stadt auf dem Land meistens Holzöfen. Nichts macht eine wohligere Wärme und riecht gleichzeitig so gut. Da erübrigen sich auch sämtliche Saunaaufgüsse meines Achtens. Den Sprung ins kalte Nass danach haben wir irgendwie nicht geschafft. Gerade einmal war ich bis zu den Knien im See. Da fehlt mir wohl doch noch ein bisschen sisu!
3. Auszeit für Körper & Geist
Einfach mal Abschalten – Abstand zu den eigenen Gedanken bekommen, Neues machen oder auszuprobieren. Es gibt viele Wege, um den Geist zu öffnen und seinem Körper gutes zu tun. Hier im nördlichen Seenland zu einer der ruhigsten Jahreszeiten fällt das nicht schwer! Auch wenn wir gewisse Vorstellungen hatten, was uns so erwartet, so wurden wir nicht nur einmal überrascht. Eigentlich ist eine kleine Auszeit im Mökki mit Sauna schon Regeneration genug, dachte ich. Der ein oder andere Waldspaziergang tut auch immer gut. Aber was man alles so entdecken kann, wenn man mal im Wald genauer hinschaut, und zwar so richtig genau mit einer Lupe, hätte ich auch nicht erwartet. Da wird man auf einmal wieder zum Kind!
Was ich auch nie von mir gedacht hätte, dass ich bei einer Klangschalenmeditation wirklich entspannen kann. Sagen wir es mal so, von mir aus hätte ich wahrscheinlich keine gebucht. Aber manchmal muss einem etwas auf die Sprünge geholfen werden, zu seinem Glück. Oft geht es auch gar nicht darum, was man macht, manchmal sind es auch einfach Orte oder Menschen, die einen öffnen und Neues zulassen.
Info: Luova Puu, Atelier, Galerie, Café, Laden, Sauna & Yoga, luovapuu.com
Noch mehr zu Einklang für Seele und Geist auf finnweh.de
4. Outdoor Cooking
Kochen am Lagerfeuer scheint in der skandinavischen DNA zu liegen. Sei es die Verbundenheit zur Natur oder einfach aus Tradition heraus, die Küche wird kurzerhand nach draußen verlegt, egal zu welcher Jahreszeit. Gerne endet ein Ausflug in die Natur am offenen Feuer. In unserem Fall in einem typisch finnischen Laavu (zu einer Seite offener Unterstand für Wanderer).
Marita, die Besitzerin unserer Hütte und ihre Freundin Päivi hatten etwas ganz Besonderes für uns vorbereitet und haben ihre Schätze aus dem Wald mit uns geteilt. Der Herbst ist auch Maritas Lieblings-Jahreszeit, wie sie uns verraten hat. Dank dem Jedermannsrecht kann man in Finnland Pilze, Kräuter und Beeren sammeln, so viel man essen kann. Im November gibt es leider nicht mehr viel zu sammeln. Vereinzelt findet man noch Suppilovahvero, der braune Bruder des Pfifferlings. Um euch schon mal einen kleinen Vorgemack zu geben, verrate ich euch jetzt schon, was es feines gab. Die Rezepte folgen demnächst. Zum Aufwärmen heißen schwarzen Johannisbeersaft, natürlich mit Beeren aus dem eigenen Garten. Dann eine Steinpilz-Cremsuppe dazu geröstetes Brot mit Giersch-Pesto. Und zum Abschluss natürlich Pannukahvi (Kochkaffee) und dazu süßes Stockbrot mit diversen Beerenmarmeladen.
Info: jokiniemenmatkailu.fi
Noch mehr zum Thema Outdoor Cooking und die Rezepte.
5. Waldbaden
Im Zusammenhang mit Waldbaden wird viel von der Heilkraft der Bäume gesprochen, von dem Wohl für Körper und Seele. In Finnland gehört Waldbaden zum Alltag – beim Wandern, Beerenpflücken oder zur kalten Jahreszeit während einer Skitour. Der gestresste Mitteleuropäer hingegen muss im Wald erstmal zu sich selber finden. Wir haben auch zu uns selber gefunden, und zwar jeder in seiner eigenen Hängematte! Obwohl es Nachts noch geschneit hatte, fanden wir uns Nachmittags irgendwo tief in den finnischen Wäldern dick eingepackt in einen Schlafsack unter wippenden Baumwipfeln wieder. Eine der tollsten Erfahrungen, die ich je gemacht habe! Geschützt von Jahrhunderte alten Kiefern, sich einfach mal fallen lassen. Es ist nicht nur ultra gemütlich, vielmehr fühlt man sich wie in einem Kokon geborgen, man fasst Vertrauen und kann loslassen. Etwas, was uns heute oft gar nicht mehr so leicht fällt.
Info: jokiniemenmatkailu.fi
Mehr zum Waldbaden und unserer Auszeit für Körper und Geist demnächst auf finnweh.de
6. Einstimmung auf die Weihnachtszeit
Der Winter beginnt hier oben im Norden schon früher und Schnee im November ist keine Seltenheit. Trotzdem waren wir dann doch irgendwie überrascht, als wir Anfang November eines Morgens im Schnee aufwachten – Plötzlich Weihnachten! Wie drei kleine Kinder sind wir im Schlafi raus in den Schnee gestürmt. Aber abgesehen von unserem kleinen Winterglück findet man natürlich auch in den finnischen Supermärkten schon allerlei Weihnachtsleckereien, wie Beerenglühwein und Pfefferkuchen mit Minzstangen. Ab Mitte November kann man auch schon in den Genuss von joulupöytä kommen. In vielen Restaurants wird schon die finnische Weihnachtstafel als Buffet angeboten, mit typisch finnischen Weihnachtsschinken und Aufläufen.
7. Nordlichter
Die meisten Menschen glauben, dass sich Nordlichter nur an kalten und verschneiten Wintertagen zeigen. Tatsächlich zeigt sich das Phänomen der „Aurora Borealis“ aber bereits ab September bzw. dann, wenn die Tage wieder kürzer werden. Gerade im Herbst können die Nordlichter mitunter also schon sehr aktiv sein. Man benötigt natürlich freie Sicht, einen halbwegs wolkenlosen Himmel und so wenig Lichtverschmutzung wie möglich. Dass man im nördlichen Seenland Nordlichter zu Gesicht bekommt, ist also nicht unwahrscheinlich, liegt es doch inmitten der Aurora-Zone zwischen 60. und 72. Breitengrad.
Laut unserer Aurora-App standen unsere Chancen während unseres Aufenthaltes für Nordlichter eigentlich ganz gut, wäre da nicht der durchgehend bedeckten Himmel gewesen.
Info: App Polarlicht-Vorhersage
8. Kultur zwischen Ost & West
Historisch gesehen ist Savo eine Grenzregion zwischen Ost und West, wo einst Schweden und Russland aufeinandertrafen. Noch heute spricht man gerne vom “alten Finnland”, wenn man über Savo spricht, dort vereinen sich seit Jahrhunderten die östlichen und westlichen Spezialitäten und Traditionen. Einige wichtige Kulturpersönlichkeiten, die für die Entstehung des finnischen Nationalbewusstseins Mitte des 19. Jahrhunderts prägend waren, entstammen der Stadt Kuopio, wie Minna Canth (Frauenrechtlerin) oder Juhani Aho (Schriftsteller). Einen wunderbaren Überblick zur Kultur- und Naturgeschichte bietet das Kuopio-Museum.
Die Grenzidentität zwischen Ost und West spiegelt sich auch in den zwei Volksreligionen Finnlands wieder, in der lutherischen und orthodoxen Kirche. Ilomantsi, hat mit 17,4 % den höchsten orthodoxen Bevölkerungsanteil Finnlands. Das einzigartige kulturelle Erbe der orthodoxen Kirche Finnlands wird im RIISA bewahrt und erforscht. Gleichzeitig ist in dem Gebäude auch der Amtssitz des finnischen Kirchenoberhauptes untergebracht. Die meisten Exponate, die hauptsächlich aus Ikonen, heiligen Gegenständen und liturgischen Textilien bestehen, stammen aus den Klöstern und Gemeinden von Karelien: eine Region im Südosten Finnlands, die im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg teilweise an die Sowjetunion abgetreten wurde.
Info: RIISA – Orthodoxes Kirchenmuseum von Finnland, riisa.fi
Kuopio-Museum, kuopionmuseo.fi
Mehr zur Kultur rund um das nördliche Seenland bei nordlandfieber.de
9. Lokale Köstlichkeiten
Savo – pur und authentisch zwischen Wälder und Seen – die erste Region in Finnland, die mit dem Preis „European Region of Gastronomy“ ausgezeichnet wurde. Eine kulinarische Reise durch nördliche Seenplatte beginnt man am besten auf dem Marktplatz von Kuopio. „Der Nabel der Welt“, wie er liebevoll von seinen Bewohnern genannt wird. In der im Jugendstil erbauten Markthalle von Kuopio herrscht mehrheitlich buntes Treiben. Hier bekommt man auch die Spezialität der Region: Kalakukko. Warm und mit ordentlich Butter bestrichen eine Delikatesse! In der ältesten Kalakukko-Bäckerei Finnlands werden schon in vierter Generation Maränen oder Barsche umwickelt von Schweinefleisch und Roggenteig über Nacht im Holzofen gebacken.
Nicht nur der Aussicht wegen lohnt sich ein Abstecher zum Aussichtsturm Puijo-Turm. Also wenn er nicht gerade, wie in unserem Fall von dickem Nebelschaden umgeben ist. Im Drehrestaurant lässt sich hervorragend lokale Gourmetküche genießen. Etwas günstiger und bodenständiger das Lounas-Buffet im Puijon Maja am Fuße des Turms. Lokal meint hier tatsächlich, dass alle verwendeten Lebensmittel aus einem Umkreis von 200 km stammen.
Info: Puijo-Turm, puijopeak.fi
10. Ruhe & Stille
In Mitteleuropa ist sie fast abhandengekommen, aber in Finnland ist es ein Leichtes sie zu finden – die absolute Ruhe! Kein Wunder bei einer Bevölkerungsdichte von rund 15,5 Einwohnern pro Quadratkilometer, da verläuft es sich dann doch. Im Norden noch mehr als im Süden. Selbst ich ertappe mich oft dabei, dass ich stundenlang in die Ferne schweife, ohne zu merken, wie die Zeit vergeht. Kein Geräusch, das stört, nichts, was einen ablenkt, ab und zu das Starten der Schwäne auf dem See oder das Trapsen eines Eichhörnchens, das sich bis auf die Terrasse unseres Mökkis vorgetraut hatte. Ansonsten absolute Stille – Himmlisch!
Offenlegung: Dieser Beitrag ist in freundlicher Zusammenarbeit mit Visit Savo, Kuopio-Tahko und skandinavien.live entstanden. Vielen Dank für die schöne Kooperation! Kiitos!
[…] gibt viele gute Gründe gerade im November ins nördliche Seengebiet zu reisen. Michaela hat auf Mahtava.de 10 davon ganz wunderbar […]
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[…] gegangen, zu den Erlebnissen, von denen wir berichten. Den Anfang machte Michaela von Mahtava mit 10 Gründe für eine Reise ins nördliche Seenland im November , bei Sina ging es um das Mökki am See inklusive Tipps für Ersttäter und Tine entführte die […]
Der Abschnitt über Nordlichter ist nicht korrekt (oder missverständlich formuliert). Es gibt sie zu jeder Jahreszeit, der Sonne ist es nämlich total egal, welche Jahreszeit herrscht 😉
Was man braucht, ist neben dem erwähnten klaren Himmel auch Dunkelheit – ansonsten sind sie zwar da, aber nicht (oder schwer) sichtbar. Tatsächlich hat mein Schwiegervater mal welche an Juhannus gesehen!
Vielen Dank, dass Sie diesen wunderbaren Leitfaden und den Geist Finnlands geteilt haben!
[…] Finnland: 10 Gründe für eine Reise in das nördliche Seenland im November (mahtava.de) […]