Entspannen am Saimaa-See im Winter – Riesige weiße Flächen weichen der blauen Wasserlandschaft des Sommers und laden zur Entschleunigung ein.
Die Tage werden wieder länger. Während meine Kollegen beim Anblick der ersten Blätter, in Entzücken ausbrechen und gar nicht aufhören können zu betonen, wie froh sie sind, dass der Winter endlich vorbei ist, steigt bei mir die Vorfreude auf den „Frühlingswinter“. Für mich sind die Monate Februar und März eine der liebsten um nach Finnland zu reisen. Schnee und Sonne pur!
Wenn ich das jemandem erzähle, ernte ich oft Unverständnis. Sobald ich jedoch von Langlauftouren im T-Shirt berichte oder vom Eisbaden nach der Sauna, sind dann doch alle wieder ganz Ohr. Um im Frühjahr nochmal richtigen Schnee zu erleben, muss man jedoch nicht unbedingt gleich bis nach Lappland reisen. Auch im Süden Finnlands zeigt sich der Winter noch von seiner besten Seite. Etwa 3 Stunden östlich von Helsinki gelegen, erstreckt sich Finnlands größter See: der Saimaa-See. Hier gibt es Wintergenuss pur, ohne eine lange Anfahrt auf sich nehmen zu müssen.
Riesige weiße Flächen sind der blauen Wasserlandschaft des Sommers gewichen. Und mit dem Schnee kommt auch die Ruhe. Natürlich muss man sich auf den finnischen Winter einlassen. Es ist nicht immer alles eitel Sonnenschein, die Temperaturen können auch nochmal unter null Grad fallen. Dafür bekommt man aber Entschleunigung pur!
Die beste Winter-Reisezeit für das finnische Seengebiet
Zweimal habe ich den Winter am Saimaa-See erlebt, einmal Ende November und dann wieder Ende Februar. Beide Male waren die Momente schlichtweg zauberhaft und dennoch so unterschiedlich. Wie bereits erwähnt, liebe ich den „Frühlingswinter“! In dieser Zeit sind die Tage nicht nur länger hell als bei uns, sondern die Sonne strahlt auch intensiver. Es ist ein faszinierendes Schauspiel, wenn der Schnee unter ihrer Wärme langsam zu schmelzen beginnt – keine Sorge, es bleibt dennoch reichlich davon! Auf den zugefrorenen Seen begegnet man Schlittschuhläufern, Langläufern und Eisfischern.
Ende November, zu einer Zeit, in der es bei uns oft trüb und ungemütlich ist, liegt hier bereits Schnee und man wird regelrecht in die festliche Weihnachtsstimmung katapultiert. Es ist eine Vorweihnachtszeit wie aus dem Bilderbuch: Schnee bedeckt die Landschaft, eine friedliche Ruhe liegt in der Luft, die Häuser erstrahlen im Lichterglanz, dazu gibt es Glögi und piparkakku. Und nicht zuletzt erfreut sich auch noch der Geldbeutel an den Vorteilen der Nebensaison.
Eislaufen bis zum Horizont
Die unzähligen Seen bieten zahlreiche Möglichkeiten für winterliche Aktivitäten. Ob beim Eisangeln, Langlaufen, Schneeschuhwandern, Fatbiking oder man macht es wie ich und umrundet die Inselchen mit dem Tretschlitten. Im Winter verwandelt sich die Seenlandschaft nämlich zu einer der größten Natur-Eislaufbahnen Europas. So lassen sich auf spiegelglatter Fläche ausgedehnte Touren mit Wanderschlittschuhen oder dem Tretschlitten unternehmen. Jeden Winter (Dezember bis März) wird eine bis zu 40 km lange Eislaufbahn aufwendig präpariert. Ab etwa 10 cm Dicke wird eine Eisfläche zum Begehen freigegeben. Ab 20 cm gilt sie als befahrbar. An meinem Ausgangspunkt Harjun Portti, an dem sich auch ein Ausrüstungsverleih für Tretschlitten & Schlittschuhen befindet, beträgt die Dicke der Eisfläche fast 50 cm – ich bin beruhigt. Während ich bisher nur den üblichen Tretschlitten für den Hausgebrauch kannte, düse ich nun mit einem echten Sportgerät übers Eis – mit scharfen Klinken und Spikes an meinen Füßen. An mir vorbeiziehen die geübten Eisläufer. Elegant sieht es aus, wie sie so im Skatingschritt in Windeseile am Horizont verschwinden. Für andere ist der Weg über das Eis einfach die Abkürzung zum nächste Café. So findet hier jeder je nach Temperament und Können seinen Zugang zur großartigen Weite der Natur.
Hotel & Spa Resort Järvisydän: Wellbeing pur!
Ein hervorragender Ausgangspunkt für Winteraktivitäten jeglicher Art ist das Hotel & Spa Resort Järvisydän am Rande des Nationalpark Linnansaari. Die weitläufige Hotelanlage wird als Familienbetrieb in der 10. Generation geführt und die 11. steht schon in den Startlöchern. Das Hotel geht auf eine Pferdewechselstation an einer der wichtigen Handelsroute zwischen Schweden und Russland zurück. Im Jahr 1658 schlossen der russische Zar und der schwedische König einen Vertrag, dass auch im Winter der Karjala-Eisweg ihre Länder verbindet. Damals wurden etwa alle 30 km Pferdeställe und Fütterungsmöglichkeiten eingerichtet, welche auch als Gasthäuser und damalige Poststationen dienten. In dieser Zeit schenkte der russische Zar dem Oberhaupt der Familie Heiskanen 600 ha Land als Dank für gute Dienste. Heute gehört zu den verschiedenen Unterkünften auch eine herrlich in den Fels gebaute, direkt am See gelegene Spa-Anlage mit mehreren Saunen und unzähligen Möglichkeiten der Entspannung. Perfekt, um sich nach einem Tag auf dem Eis aufzuwärmen! Wer nicht genug von Eis und Schnee bekommen kann, kann es mit Eisbaden im Außenbecken versuchen. Dafür braucht es allerdings schon eine ordentliche Portion sisu – finnischer Begriff für die eigene mentale Stärke. Zugegeben, nichts für mich!
Saunalahti Resort: Entschleunigung zwischen 1000 Seen
Apropos Eis und Sauna: In der Inselgemeinde Puumala, zwischen Savonlinna und Lappeenranta an der Panoramastraße des Saimaa Sees liegt das Saunalahti Resort. Hier hat man das seltene Vergnügen, in einer Sauna aus Eis entspannen zu können. Sobald die Eisdecke des Sees dick genug ist, werden große Eis-Quader aus dem See geschnitten und zu einer kleinen Schwitzhütte zusammengesetzt. Eis und extreme Hitze – geht das? Ja! Ich konnte es kaum glauben, aber es funktioniert und ist mal so ein ganz anderes Saunaerlebnis.
Aber die Eissauna ist nicht der einzige Grund, weswegen ein Stop im familiengeführter Ferienresort lohnt. Neben Hotelzimmern gibt es auch zauberhafte Hüttenunterkünften, die idyllisch an einer kleinen Bucht liegen, mit Blick auf den zugefrorenen See. Gegessen wird im historischen Haupthaus oder rustikal, mit offener Feuerstelle im Pajapirtti. Als Teil von Saimaa Gastronomy, einem lokalen Netzwerk aus vier leidenschaftlichen Gastro-Unternehmen im Saimaagebiet und Partner von Saimaa Geopark, werden ausschließlich saisonale Köstlichkeiten der lokalen Küche serviert.
Tertin Kartano: Saimaa für Feinschmecker
Bei soviel Outdoor-Aktivitäten und Wohlfühlerlebnissen darf auch das leibliche Wohl nicht zu kurz kommen. Die Küche im Südosten Finnlands basiert auf den vielfältigen und gesunden Zutaten dieser Region. 2024 wurde sie sogar zur “European Region of Gastronomy” gekührt. In den Süßwasserseen tummeln sich Fische, während die Wälder im Herbst voller Beeren, leckerer Pilze und Wild sind. Zum Glück haben sie Finnen vorgesorgt, damit auch im Winter die Vielfalt deutlich auf den Tellern zu schmecken ist. Auf dem Tertti Anwesen, nahe Mikkeli durfte ich mal einen Blick ins Allerheiligste werfen: die Vorratskammer. Dort standen eingelegtes Gemüse, Glas an Glas neben fermentierten Preiselbeeren und diversen Chutneys. Von den unzähligen getrockneten Pilzsorten ganz zu schweigen.
Das Restaurant des Herrenhauses ist sommers wie winters geöffnet. Ein besonderes Highlight ist übrigens zur Weihnachtszeit das finnische Weihnachtsbuffet: Joulupöytä (wird ab Ende November serviert). Auf dem aus dem 19. Jahrhundert stammendes Anwesen, werden jedoch nicht nur Gemüse angebaut, sondern auch Rosen. Von denen sieht man zwar im Winter nichts, aber die daraus hergestellte hauseigene Spezialität Rosengelee kann man, wie noch viele weitere Hofprodukte im Café kaufen. Einige Gläschen wandern auch bei mir als Mitbringsel in mein Einkaufskörbchen.
KURU Resort: Luxus, Entspannung & Genuss
Inmitten der malerischen Natur des Seenlandes liegt das KURU Resort als ultimativer Rückzugsort für Ruhesuchende. Die 20 exklusiven Villen schmiegen sich liebevoll an einen Pinienwald, bieten Seeblick, Badewanne, private Sauna, Kamin und sogar eine eigens zusammengestellte Mood-Spotify-Playlist. Als einziges Hotel in Skandinavien verwöhnt das Resort mit exklusiven Sisley-Anwendungen, während Yoga und Klangmeditation zur tiefen Entspannung einladen. Kulinarisch hat mich das KURU Resort nicht nur mit dem täglich geliefertem Frühstück, sondern auch mit der new nordic angehauchten Küche des Restaurant Solitary beeindruckt. Wenn man sich also wirklich mal etwas gönnen möchte oder nach einem außergewöhnlichen Geschenk sucht, das Kuru ist mehr als ein Reiseziel; es ist ein Entschleunigungsort für Erwachsene, allerdings wirklich nur für Erwachsene. Wer nicht gleich ein ganzes Urlaubspaket buchen möchte, kann auch einfach nur ins Restaurant.
Lietvesi Scenic Route
Gewiss zählt die Landstraße 62 zwischen Mikkeli und Ruokolahti zu den eindrucksvollsten Abschnitten der finnischen Ferienstraßen. Sie windet sich durch Anttola und Puumala, durch das bezaubernde Seenland Saimaa, und offenbart eine der zauberhaftesten Landschaften des Landes. Der Abschnitt entlang des Lietvesi-Sees bietet dabei die atemberaubendsten Panoramablicke auf den See und die umliegende Natur. Die als Lietvesi Scenic Route bekannte Strecke ist zweifelsohne ein Hotspot, der gleichermaßen bei Naturliebhabern und Fotografen hoch im Kurs steht. Der gleichnamige Aussichtspunkt ist zwar im Winter nicht zugänglich, dafür hat man die Aussicht für sich ganz alleine.
Savonlinna für Schleckermäuler
Zugegebenermaßen, mein letzter Besuch in der Burg Olavinlinna liegt in meiner Kindheit zurück. Aber auf sie brauche ich sicherlich nicht weiter eingehen, sie ist zweifellos das Highlight von Savonlinna! Stattdessen möchte ich euch ein charmantes Café ans Herz legen, mit dem nicht ganz so kreativen Namen: Kahvila-Ravintola & Hotelli Saima. Es befindet sich in einem der ältesten Gebäude der Altstadt von Savonlinna und genießt eine erstklassige touristische Lage gegenüber der Burg. Doch keine Sorge, in den Wintermonaten ticken die Uhren am Saimaa-See etwas langsamer, und ein gemütlicher Platz im Café ist garantiert. Ich liebe die Atmosphäre historischer Gebäude und die dort servierten klassischen Kuchen und Gebäckstücke, wie zum Beispiel die Budapestrolle.
Info:
Anreise:
Mit dem Fugzeug: Flugverbindungen ab diversen europäischen Flughäfen nach Helsinki. Mit dem Mietwagen von Helsinki nach Savonlinna sind es 332 km (ca. 4 Autostunden).
Wer nicht über Helsinki fliegen möchte, für den sind Direktflüge aus Deutschland nach Lappeenranta mit Ryanair von Memmingen und Berlin aus möglich.
Mit dem eigenen Auto: Fährverbindung von Travemünde nach Helsinki mit der Finnlines.
Autovermietung im Winter:
Alle Mietwagen in Finnland sind im Winter mit Spikes-Reifen ausgerüstet, so dass Sie auch auf den vereisten nordischen Strassen einen optimalen Halt haben. Zur Winterausrüstung des Wagens gehört auch das Wärmekabel zum Aufwärmen des Motors bei sehr niedrigen Temperaturen. Skiträger oder Kindersitze können dazugemietet werden.
Unterkünfte:
Sahanlahti Resort
Lietvedentie 830, Puumala
www.sahanlahtiresort.fi
Hotel & Spa Resort Järvisydän
Porosalmentie 313, 58900 Rantasalmi
www.jarvisydan.com
Kuru Resort
Kuruntie 22, 58900 Rantasalmi
www.kururesort.com
Essen & Trinken:
Tertti Manor
Kuopiontie 68, 50350 Mikkeli
www.tertinkartano.fi
Café-Restaurant & Hotel Saima
Linnankatu 11
57130 Savonlinna
www.kahvilasaima.fi
Aktivitäten:
Ausrüstungsverleih für Tretschlitten & Schlittschuhen
Harjun Portti Holiday Resort
www.harjunportt.fi/en
Schlittschuhwanderungen, Eisfischen & Ice Floating,
SaimaaHoliday Oravi
www.oravivillage.com
Offenlegung: Dieser Beitrag ist in freundlicher Zusammenarbeit mit Visit Savonlinna entstanden, die meine individuelle Recherchereise im Monat Februar unterstützt haben. Kiitos!