Es ist Anfang August und in Lappland beginnt die Beerenzeit – meine Lieblingszeit. Dank des durchgehend warmen Sommers, dieses Jahr sogar schon etwas früher als sonst.
Für gewöhnlich ist es auch mit das Erste was ich mache, sobald ich im Häuschen angekommen bin, checken wie es um die Beeren steht, ob mein Schnittlauch über den Winter gekommen ist und was der Rhabarber macht. Und jedes Mal bin ich aufs Neue fasziniert, dass der Schnittlauch auch den letzten Winter trotz -30 Grad wieder überstanden hat.
Von Beeren und Bären in Lappland
Die warmen Temperaturen dieses Jahr ließen mich auf Himbeeren hoffen. Dazu muss ich sagen, dass ich glaube, dass ich das letzte Mal vor fünf Jahren hier oben Himbeeren gepflückt habe. Entweder war es zu kalt – meistens war es zu kalt – oder ich war zur falschen Zeit da. Aber diesmal stimmte alles! Die Blüten konnten eigentlich nicht erfroren sein und es war über einen längeren Zeitraum warm.
Ich stiefle also zu meinem Himbeerfeld, dass irgendwann mal den ehemaligen Kartoffelacker eingenommen hat. Nichts! Ich kann es nicht fassen! Also schlage ich mich weiter ins Himbeerdickicht, kaum vorhandene Fruchtansätze. Okay dann halt doch keine Himbeeren.
Na ja dann setze ich eben auf die Moltebeeren, die sollen laut meiner Nachbarin schon reif sein. Aber eigentlich sieht es dieses Jahr gar nicht gut aus, lamentiert sie. Und dann erzählt sie noch die Geschichte von einer Frau, die eine Frau kennt, die neulich beim Moltebeeren pflücken auf einen Bären gestoßen ist. Na prima, denke ich mir so. Die Beerenzeit fängt ja gut an! Egal, dem Bären zum Trotz, gehe ich Moltebeeren sammeln. Fahre zum Baden und genieße Sommer, Sonne, Strand und Lappland.
Als ich Tage später, den Rasenschnitt auf den Kompost hinter die alte Scheune bringe, sehe ich es vom Waldrand her rot leuchten. Ich traue meinen Augen kaum, die zwei drei kleinen Himbeerbüsche, die hier die letzten Jahre vor sich hin vegetiert haben, haben inzwischen das Ausmaß des alten Kartoffelackers übertroffen. In null kommer nix habe ich mein erstes Eimerchen voll. Sie sind zwar klein aber himmlisch süß. Die ersten wandern direkt in den Mund, aus den restlichen zaubere, ich eine Himbeer-Baiserrolle, die ich schon seit Ewigkeiten mal ausprobieren wollte. Wenn ihr sie nicht schon auf Instagram oder Facebook entdeckt habt, hier nochmal ein Foto. Das Rezept gibt es hier >>> estnische Himbeer-Baiserrolle.
Die wundersame Vermehrung
Nachts fängt es doch tatsächlich an zu Regnen. Während in großen Teilen Schwedens noch Waldbrände wüten, scheint die große Hitze in Finnisch-Lappland vorbei zu sein. Auf dem Nachhauseweg vom Hundespaziergang komme ich wieder am Himbeerfeld vorbei. Wie? Schon wieder reif? Und sie sind noch größer und praller als Tags zuvor. Es ist gerade so, als hätten sie den ganzen Regen der Nacht aufgesogen und in ihre Früchtchen fließen lassen. Am nächsten Tag dasselbe Spiel. Jedes Mal denke ich, genau an dieser Stelle habe ich doch gerade erst vor 24 Stunden gepflückt! Seit der Entdeckung der wundersamen Vermehrung, gehe ich nun jeden morgen raus und pflücke eine Runde. Probiere neue Rezepte aus, gebe sie morgens in mein Müsli. Inzwischen habe ich sogar schon Sirup gemacht. Und das mache ich wirklich nur, wenn ich von einer Frucht richtig viel habe!
Ich weiß nicht, woran es liegt, die perfekte Kombi aus Wärme und Regen. An der Sonne, die immer noch fast rund um die Uhr scheint oder ist es vielleicht doch der Rentierdung. Ich habe nämlich gesehen, dass die Rentiere auch ganz gerne dort futtern gehen. Ob sie sich an die Blätter halten, die dazwischen wachsenden Blumen oder gar an die Beeren selbst – keine Ahnung!
Auf jeden Fall bin, ich irgendwie immer noch sprachlos und genieße weiterhin die Wunder der Natur.
Hallo Michaela,
gerade habe ich Deinen Blog entdeckt auf der Suche nach einem Sima-Rezept, Vappu nähert sich ja allmählich.
Ich schau mich mal weiter um und bin gespannt auf die weiteren Seiten. Deine Fotos sind ja wunderschön, und auf dieser Seite hast Du sogar die horsma abgebildet, die ich so sehr liebe, danke :-).
Terveisiä Hampurista
Kirsti.
Hejsan Michaela,
vielen Dank für das schöne Sill-Rezept. Und dein Beitrag über die Himbeeren macht echt Lust, nach Schwedisch Lappland zu reisen um mal bärenstarke Beeren zu kosten. Als in Deutschland lebende Schwedin bekomme ich jedes Jahr im Sommer und um Weihnachten herum totales Heimweh. So ein schöner Blog lindert es und bringt ein Stück Heimat ins Saarland.
Ha det bra
JuttaStina
traumhafte Impression
[…] Glück gibt es auch dieses Jahr wieder eine wundersame Vermehrung der Himbeeren am Polarkreis. Leider bin ich dieses Jahr erst sehr spät im Sommer nach Lappland gekommen und ich […]
Hejsan Michaela,
auf der Suche nach einem “Urlaub mit dem Auto nach Finnland”, bin ich auf deinen wundervollen Blog gestoßen.
Werde sicher noch sehr viel interessantes hier lesen dürfen, vielen Dank dafür.
Herzliche Grüße von Katja