Nordlichter sind eins der schönsten Naturphänomene. Auch wenn Fotografien und Videos nur zum Teil widerspiegeln können, wie zauberhaft Nordlichter sind, so will man sie doch festhalten. Ich habe mittlerweile mehrmals Nordlichter fotografiert und möchte euch eine kleine Einführung geben, wie ihr sie auch mit eurer Kamera oder eurem Smartphone einfangen könnt.
Kleiner Exkurs: Was sind Nordlichter?
In der Wissenschaft werden Nordlichter als aurora borealis bzw. aurora australis bezeichnet. Aurora ist der lateinische Ausdruck für Morgenröte, während borealis für nördlich und australis für südlich steht. Im Deutschen bezeichnen wir sie als Nordlicht oder Südlicht. Der finnische Ausdruck für das Phänomen des Nordlichtes lautet revontulet, was soviel bedeutet wie Fuchs Feuer.
Nordlichter entstehen durch die Sonnenwinde, die von der Sonne emittiert werden. Diese bestehen aus Ionen und Elektronen. Bis diese die Erde erreichen, braucht es etwa zwei Tage. Hier angekommen, treffen sie auf das Magnetfeld der Erde, können jedoch nicht die Atmosphäre erreichen. Entlang der Feldlinien wandern die Teilchen zu den Polarkreisen, wo sie senkrecht Richtung Erdmittelpunkt laufen. So gelangen die Teilchen in die Atmosphäre und treffen dort auf die Sauerstoff- und Stickstoffatome unserer Luft. Durch den Zusammenstoß der Atome, haben die Sauerstoff- und Stickstoffatome überschüssige Energie, welche in Form von Licht abgegeben wird. Die Farben der Nordlichter sind dabei davon abhängig, in welcher Höhe und mit welchen Atomen die Ionen und Elektronen zusammenstoßen.
Auch auf anderen Planeten in unserem Sonnensystem ist dieses Phänomen zu beobachten: Entscheidend ist, dass ein Planet ein eigenes Magnetfeld und eine Atmosphäre besitzt.
Den richtigen Ort zum Fotografieren von
Nordlichtern finden
Zu erst einmal gilt es für das Fotografieren von Nordlichtern die richtige Zeit und den richtigen Ort zu finden. Die richtige Zeit für Nordlichter sind nicht nur die ganz dunklen Wintermonate im Norden. Bereits ab September sind Nordlichter in den entsprechenden Regionen am Abend- und Nachthimmel zu sehen. Theoretisch kann man Nordlichter auch in unseren Breitengraden sehen, allerdings ist das eher die Ausnahme. Daher ist es ratsam oberhalb des Polarkreises zu reisen, dort ist die Wahrscheinlichkeit weitaus höher.
Wenn man im hohen Norden angekommen ist, ist es wichtig am Abend allen störenden Lichtern zu entkommen. Weg von jeglichem Licht, denn jede kleine Lichtquelle im Umfeld kann die Wahrnehmung stören, das unterschätzt man leicht. Viele Orte schalten daher abends ihre Straßenbeleuchtung aus – so werden in Äkäslompolo im finnischen Lappland um 22 Uhr die Straßenlampen gelöscht. Im Zweifelsfall gilt: weg von der Zivilisation. Gute Orte zum Beobachten von Nordlichter sind Waldlichtungen, Berggipfel oder zugefrorene Seen – hier aber bitte vorher prüfen, ob es sicher ist diese zu betreten.
Ein Stativ ist ein absolutes Muss beim Fotografieren von Nordlichtern, damit die Bilder nicht blurry (verschwommen) werden. Natürlich ist auch ein anderer fester Untergrund auf dem die Kamera platziert werden kann möglich, erfahrungsgemäß gestaltet es ist aber schwer im entscheidenden Moment auf die Schnelle etwas entsprechendes zu finden. Daher lieber vorsorgen und ein Stativ dabei haben. Damit die Kamera sich während der Bildaufnahme nicht bewegt, kann außerdem der Selbstauslöser genutzt werden, da sie so für das Auslösen nicht berührt werden muss. Da auf Bildern von Nordlichtern meistens auch Sterne zu sehen sind und diese schnell zu kleinen Strichen statt zu leuchtenden Punkten werden, ist maximale Stabilität der Kamera das A und O eines gelungenen Bildes!
Die richtige Kamera – das kann auch ein Smartphone sein
Für das Fotografieren von Nordlichtern ist eine Kamera mit manueller Belichtungseinstellung wichtig. Dafür braucht ihr aber nicht unbedingt eine teure Spiegelreflexkamera, auch viele Smartphones bieten mittlerweile die Möglichkeit individuelle Belichtungseinstellungen vorzunehmen.
Jetzt stellt sich die Frage: In welchem Format soll fotografiert werden? Am besten im Raw-Format, oder auf deutsch: Rohformat. Dieses speichert viele Bildinformationen, die die Möglichkeit bieten, im Post Process (Nachbearbeitung) bessere Ergebnisse zu erzielen. So lassen sich Bilder im Raw-Format beispielsweise besser aufhellen. Fotos im JPG-Format fehlen diese Informationen, sie sind in gewisser Weise schon „nachbearbeitet“ von dem Programm der Kamera. Sollte deine Kamera also Fotos im Raw-Format aufnehmen können und du über die entsprechenden Programme zur Nachbearbeitung verfügen, dann nutze dies. Ansonsten, JPG tut es für den Anfang auch!
Das Fokussieren ist oft im Dunkeln etwas schwierig. Wenn nur der Himmel fotografiert wird, kann man den Fokus manuell auf unendlich einstellen. Befindet sich jedoch ein Objekt im Vordergrund – wie beispielsweise Bäume – sollte auf dieses fokussiert werden. Hier am besten ausprobieren! Schaut euch die Fotos zwischendurch immer wieder an bei voller Auflösung an, um zu sehen, ob sie scharf sind oder nicht. Bedenkt auch, dass es selten vollkommen windstill ist und die Bäume sich durch den Wind bewegen und man so gar keinen Einfluss darauf hat, dass sie unscharf erscheinen.
Belichtungszeit, ISO, Blende – Belichtungseinstellungen zum Fotografieren von Nordlichtern
Nachdem nun alles vorbereitet ist, geht es jetzt um das, worum es hier geht: Das Einfangen und Fotografieren von Nordlichtern. Die Belichtung ist immer individuell, daher kann ich euch hier leider keine konkrete Belichtungseinstellung mit an die Hand geben. Was ich euch aber geben kann, sind ein paar Richtwerte.
Bei der Belichtungszeit ist sollte länger belichtet werden als bei Fotos, die am Tag aufgenommen werden. Die Belichtungszeit kann mehrere Sekunden betragen, idealerweise jedoch nicht länger als 30 Sekunden, da sonst Sterne zu kleinen Strichen werden. Bei meinen Fotos habe ich ganz unterschiedliche Belichtungszeiten verwendet, alles zwischen 5 und 30 Sekunden.
ISO Empfindlichkeit sollte tendenziell etwas höher als bei Tageslicht sein. Je nach Kamera sollte die ISO-Empfindlichkeit jedoch nicht zu hoch sein, um allzu starkes Rauschen zu verhindern. Ich verwende je nach Belichtungszeit einen ISO zwischen 320 und 800.
Die Blende (sie befindet sich im Objektiv und ist sozusagen die Pupille, hier fällt das Licht ein) kann weit geöffnet werden, sofern keine große Schärfentiefe benötigt wird. Soll die Schärfentiefe jedoch möglichst groß sein – das ist zum Beispiel zu empfehlen, wenn man Objekte im Vordergrund mit aufnimmt), sollte eine kleine Blende gewählt werden. Achtung: Kleine Blendenzahl entspricht einer großen Blende, eine hohe Blendenzahl einer kleinen Blende. Bei meinen Fotografien habe ich eine Blende von 2.0–2.5 genutzt. Nicht jedes Objektiv lässt eine so große Blende zu, wie gesagt, eine kleinere tut es auch.
Für alle, die sich ausführlich mit den Zusammenhängen von Belichtungszeit, ISO und Blende auseinandersetzen wollen, empfehle ich diesen Beitrag: Wie funktioniert das mit Blende, Brennweite und Schärfentiefe?
Generell gilt: Ausprobieren! Jede Situation erfordert andere Belichtungseinstellungen. Und selbst innerhalb der selben Situation können sich diese schnell ändern. Ich selbst habe Situationen erlebt in denen ich erst nahezu 30 Sekunden belichtet habe und plötzlich wurden die Nordlichter so stark, sodass ich problemlos fantastische Fotos mit nur 10 Sekunden Belichtungszeit aufnehmen konnte.
Zu guter Letzt noch ein kleiner Tipp am Rande: Batterien entladen sich bei Kälte schneller. Sofern du also keine Wechselbatterie hast, empfehle ich dir die Batterie auf dem Weg zur Location oder beim Warten in deine Hosentasche zu stecken oder an einen anderen warmen Ort. So bleibt die Energie länger erhalten.
15 Sekunden, f 2.0, ISO 500
15 Sekunden, f 2.0, ISO 640
25 Sekunden, f 2.5, ISO 500
25 Sekunden, f 2.0, ISO 400
25 Sekunden, f 2.0, ISO 400
15 Sekunden, f 2.0, ISO 640
20 Sekunden, f 2.0, ISO 640
15 Sekunden, f 2.0, ISO 320
13 Sekunden, f 2.0, ISO 320
5 Sekunden, f 2.0, ISO 640
Sehr interessanter Artikel. Vielen Dank 🙂
[…] Foto: Mahtava.de / Ve Wolff […]