Eine Reise zu dem lettischen Landgut Ungurmuiža ist gleichzeitig wie eine Reise in vergangene Zeiten – gelebte Geschichte sozusagen.
Letztes Jahr Anfang Juni hat es mich auf meinem Roadtrip durch das Baltikum nach Livland, die geschichtsträchtigste Ecke von Lettland verschlagen. Schon während meiner Reisevorbereitung staune ich nicht schlecht wie eng doch die deutsche und lettische Geschichte letztendlich miteinander verwoben ist. Alleine über 1.000 Herrenhäuser soll der deutsche Adel in Lettland hinterlassen haben. Eines davon ist das Gut Ungurmuiža (zu deutsch: Orellen) im Gauja-Nationalpark.
Auf dem Weg dorthin geht es durch die flache lettische Landschaft. Birken, grüne Wiesen, blühender Flieder und bunte Holzhäuser ziehen an mir vorbei. Ab und zu bin ich mir gar nicht mehr sicher ob ich überhaupt den richtigen Weg genommen habe. Wo einst Kutschen fuhren, holpere ich mit meinem Auto die Feldwege entlang, immer tiefer hinein ins lichte Grün bis sich im Nirgendwo plötzlich ein barockes Herrenhaus ganz aus Holz vor mir auftut. Ich kann mein Glück kaum fassen. Dieses paradiesische Landhaus, samt Park mit seinen schützenden Eichen soll für die nächsten zwei Tage mein Zuhause sein.
Wie aus Orellen Ungurmuiža wurde
Das Gut Orellen war 1732 bis 1939 im Besitz der deutschbaltischen Familie von Campenhausen. Nach der Umsiedlung der Deutschbalten zu Beginn des zweiten Weltkrieges fiel es an den Staat und wurde unteranderm als Schule genutzt. Heute ist in Ungurmuiža ein Museum und ein Gästehaus mit Restaurant eingerichtet. Der zweistöckige Barockbau ist das letzte ganz aus Holz erhalten gebliebene Herrenhaus in Lettland. Sogar die Wandbemalungen in den Innenräumen wurden zum Großteil wieder freigelegt. Die komplette Restaurierung Ungurmuižas ist jedoch noch lange nicht abgeschlossen. Was aber dem Charm dieses Landgutes keinen Abbruch tut. Ich würde trotzdem sofort einziehen!
Nächtigen wie einst der deutsche Adel
Neben den Museumsräumen gibt es einige wenige Zimmer die vermietet werden, zwei Zimmern im Herrenhaus und drei Apartments im Nebengebäude, der ehemaligen Schule. Wir sind im ersten Stock im Herrenhaus mit Blick auf den Park untergebracht. Nachdem die letzten Tagesbesucher gegangen sind, legt sich Stille über das Landgut. Wir sind die einzigen Übernachtungsgäste. Ich kann es kaum glauben, alleine auf einem historischem Landgut mitten in Lettland. Ich wandle durch den Garten entlang der von Herzblattlilien gesäumten Wege. Begutachte den Gemüsegarten hinter dem Haus und mache es mir später auf der Holzterrasse samt Buch und Decke gemütlich. Ich musste mich tatsächlich kneifen um zu testen, ob ich nicht doch in irgendeiner Tolstoi-Verfilmung gelandet bin.
Hotel-Tipp:
Zum Hotel umgebaute Herrenhäuser gibt es im Baltikum inzwischen viele. Ich habe schon in so manch einem genächtigt, auch in manch luxuriöseren. Aber Ungurmuiža ist und bleibt mein absoluter Top-Tipp fürs Baltikum. Ich liebe es, weil es eben nicht zu perfekt ist, weil Geschichte allgegenwärtig ist, weil die Besitzer so herrlich unkompliziert sind, auch in puncto Hund. Und einfach weil es eine wunderbare Oase der Ruhe ist.
Info:
Preise
Doppelzimmer 55 ,- €
Frühstück 10,- €
(Das Frühstück sollte man unbedingt dazu buchen, es lohnt sich! )
Buchung & Kontakt
Raiskuma pagasts, Pārgaujas novads, LV-4146
Tel.: +371 22 007 332
www.ungurmuiza.lv
N 57° 21′ 44,9” E 25° 05′ 19,34” jeb N57.36247, E25.08871
Das sieht ja einfach wunderschön aus! Traumhaft! Und die Fotos fangen es auch toll ein 🙂
[…] Ganz anders das barocke Herrenhaus am Rande des Gauja Nationalparks. Das letzte ganz aus Holz erhalten gebliebene Herrenhaus Lettlands, dessen komplette Restaurierung noch lange nicht abgeschlossen ist. Noch immer warten wunderbare Wandbemalungen darauf freigelegt zu werden. Auf Ungurmuiža lebt man quasi im Museum. Na ja, zumindest fast. Neben den Museumsräumen gibt es einige wenige Zimmer die vermietet werden. Ich konnte mein Glück kaum fassen, als ich, nachdem die letzten Tagesbesucher gegangen waren quasi alleine Herrin auf Ungurmuiža war. Mehr darüber erfahrt ihr hier >>> Ungurmuiža: Eine Landpartie in die Vergangenheit. […]