Ein Kunstatelier mitten in der Wildnis, oberhalb des Polarkreises. Zugegeben, als ich das erste mal den Schotterweg Richtung Särestö entlangfahre überkommen mich doch so einige Zweifel. Habe ich wirklich den richtigen Weg genommen? Lohnt sich dieser Abstecher oder erwartet mich doch nur ein Touristen-Nab mit Hausfrauenkunst? Weit gefehlt! Das Zuhause des bekannten finnischen Malers Reidar Särestöniemi (1925-1981) bei Kaukonen ist einen Besuch wert – nicht nur der Kunst wegen.
Das Museum umfasst mehrere Gebäude. Das Elternhaus Reidars, ein Bauernhof aus dem 19. Jahrhundert, seinem Atelier und einer Galerie. Den Rundgang beginnt man zumeist in der Galerie in der sich auch das Museumskaffee befindet. Hier erwirbt man die Eintrittskarten. Das aus massiven Kelohonkas erbaute Gebäude wurde von dem bekannten finnischen Architektenehepaar Reima und Raili Pietilä entworfen. Früher wurde es von Reidar unter anderem als Schwimmbad benutzt. Heute kann man eben dieses und seine Bilder dort besichtigen. Die meisten davon sind Öl auf Leinwand oder Aquarellfarben sowie Holzschnitte und Radierungen. Aber auch Zeichnungen, Skizzen und Skizzenbücher können bestaunt werden. Die Sammlung umfasst an die 500 Werke. Auf Grund des Platzmangels wird immer nur ein Bruchteil ausgestellt. Dafür wechselt die Ausstellung aber mehrmals im Jahr.
Reidar Särestöniemi ist die finnische Antwort auf Picasso. So wird er zumindest oft bezeichnet. Als jüngster von sechs Geschwistern wächst er auf dem kleinen Bauernhof in der abgelegenen Wildnis Lapplands auf und beginnt sein Kunststudium 1947 in Helsinki. Es folgen Studienjahre in St. Petersburg. Beeinflusst von Picasso, Matisse und später Chagall beeindrucken seine Bilder von Rentieren im Stil prähistorischen Höhlenmalereien oder auch farbenprächtiger mystischen Erzählungen. Inspiriert von der einzigartigen Landschaft Lapplands: die Mitternachtssonne, die leuchtenden Farben des Herbstes und dem arktischem Winter.
Seine kreativste Periode fällt in die 1960er und 1970er Jahre. Leider wurde am Silvesterabend 1977 sein damaliges Atelier samt Bilder durch einen Brand zerstört. Zum Glück wurde die damals schon bestehende heutige Galerie nicht beschädigt. Dennoch ein Schock von dem Reidar sich nie richtig erholen sollte. Das heutige Atelier (ebenfalls von Reima und Raili Pietilä entworfen) in dem er sowohl lebte als auch arbeitete wurde im darauffolgenden Jahr fertiggestellt. Er verstarb jedoch drei Jahre später.
Sein Elternhaus, das sich ebenfalls auf dem weitläufigen Gelände befindet, ist ein seltenes Beispiel für ein traditionell errichtetes Bauernhaus aus dem 19 Jahrhundert. Zum Glück liegt Särestö so weit ab vom Schuss, dass es beim Rückzug der Deutschen 1944 nicht der Kriegstaktik der verbrannten Erde zum Opfer fiel.
Heute macht gerade der Mix aus alt und neu den Reiz dieses Museums aus. Es zeigt uns nicht nur die Kunst und die Arbeitsumgebung von Reidar Särestöniemi, es bringt uns auch ein Stück lappländischer Kulturgeschichte näher. Seit meinem ersten Besuch sind inzwischen schon einige Jahre vergangen und ich komme immer wieder gerne hier her, egal ob im Sommer oder im Winter.
Infos:
Öffnungszeiten:
Dienstag – Samstag 12.00 – 18.00 Uhr (ganzjährig)
Sonntag – Montag geschlossen
Feiertags geschlossen (außer Ostersonntag)
Eintrittspreise:
Erwachsene 12 €
Schulkinder, Studenten und Senioren 10 €
Familienticket (2 Erwachsene and 2 Kinder 7-16 Jahre) 35 €
Gruppenticket 10 € / Person (min. Gruppengröße 12)
freier Eintritt für Kinder unter 7 Jahre
The Särestöniemi Museum
Särestöntie 880
99110 Kaukonen