In Tag vier starte ich deftig. Zum Frühstück gibt es Kartoffelpfannkuchen mit geräuchertem Lachs, ich würde sagen ein Lettland-Klassiker und noch dazu einer meiner Lieblingsspeisen. Der perfekte Start in den Tag! Auf der Weiterfahrt Richtung Riga, halte ich Ausschau nach den blauen Kühen. Es soll hier noch zwei Bauernhöfe geben, die diese vom Aussterben bedrohte lettische Rinderrasse, halten. Kein Scherz: Kühe dieser Rasse tragen tatsächlich ein blaues Fell oder eher blaugraues!
Ein Blick in die Vergangenheit
Es geht übers Land, tief in das Herz Kurlands hinein. Nach Kuldīga, eine architektonisch einzigartige Stadt, dessen Stadtkern in seiner alten Struktur erhalten geblieben ist und es würde einen nicht
wundern wenn im nächsten Moment eine Kutsche um die Ecke biegen würde. Stammen die Gebäude-Ensemble und unzählige alte Holzhäusern doch aus dem 17. – 18. Jahrhundert. Verzaubert spaziere ich durch die romantischen Gassen und Höfen. Man könnte fast meinen man befände sich in einem Freilichtmuseum, wäre da nicht der Kaffeeduft einer italienischen Espressomaschine, der aus einem Cafés strömt. Aber spätestens in der belebte “Fußgängerzone” werde ich wieder in die Moderne zurück geworfen.
Der ganze Stolz der Stadt ist jedoch der Ventas rumba, der mit seiner Breite von 240 Metern der breiteste natürliche Wasserfall Europas ist. Als ich von der alten Backsteinbrücke aus mein Auge über die Flußlandschaft gleiten lasse, erstreckt sich vor mir das reinste Paradies. Die Venta schlängelt sich sanft durch das satte Grün. Natur pur! Gestern, am Jāni-Tag, sollen hier noch Nackedeis über die Brücke gelaufen sein, ein weiterer Mittsommerbrauch. Kaum zu glauben bei dem Anblick dieser Idylle! ich fühle mich eher wie in einem Roman von Tolstoi.
Weiter Richtung Norden
Wir lassen die Landstraße hinter uns und stoßen wieder auf eine “Autobahn”, auf der es dann weiter Richtung Norden geht. Wir passieren Jurmala und Riga und halten auf Pärnu zu. Schweren Herzens lasse ich Riga links liegen, aber das würde einfach meinen Zeitrahmen sprengen und mit Hund sind Städtereisen ja auch nicht so der Hit. Die Nähe zu Skandinavien wird nun mit jedem weiteren gefahrenen Kilometer spürbarer. Die Straße führt durch einsame Wälder und bunte Holzhäuser ziehen an einem vorbei. Als wir dann schließlich die Grenze zu Estland überschreiten fühle ich mich schon fast wie zu Hause. Die Straßenschilder sehen genauso aus wie in Finnland und es gibt nun keinen McDonald mehr, sondern Hessburger und beim ersten Tankstop genehmige ich mir gleich einen kohvi, von Paulig natürlich. Estland sieht nicht nur ein wenig aus wie Finnland, nein Estland schmeckt auch ein wenig wie Finnland.
In Pärnu, der Sommerhauptstadt Estlands angekommen, geht es erst einmal auf Hotelsuche und letztlich landen wir im Hotel Victoria über dem ein Hauch der 20er Jahre liegt und sich am Rande der Altstadt befindet. Schön, aber Ausstattungtechnisch eher einfach, dass Hotelrestaurant hingegen ist absolut empfehlenswert. Von einer jungen netten Bedienung im weißen Spitzenschürzchen und in gemütlicher Atmosphäre, bekomme ich gebratenen Zander auf Karotten-Pastinaken-Püree serviert. Ich weiß nicht ob das sehr estnisch ist, aber ich bin sehr zufrieden mit meiner Wahl. So geht ein weiter Tag meiner Baltikum-Durchquerung zu Ende.
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Tipps & Infos:
Hotel Victoria and restaurant Café Grand
Kuninga 25
Pärnu 80014
Tel. : +372 444 3412
E-Mail: info@victoriahotel.ee
www.victoriahotel.ee