Sümpfe Lappland

Die beste Reisezeit für
Lappland…

… gibt es nicht! Denn irgendwie hat jede Jahreszeit seinen Reiz. Wenn mich jemand fragt: Wann ist die beste Reisezeit für Lappland? Antworte ich stets mit einer Gegenfrage: Worauf hast du denn Lust, Wandern, Skifahren, Nordlichter sehen? Es hängt einfach davon ab, was man erleben möchte.

Von der Mitternachtssonne und den Polarlichtern hat jeder schon mal gehört, aber was liegt zwischen Sommer und Winter? Wie kommt es, dass der Temperaturunterschied schon mal bis zu 70 Grad ausmacht? Um das zu klären und euch eine kleine Entscheidungshilfe zu bieten zunächst ein Blick auf die Landkarte.

Wo liegt Lappland?

Sucht man Lappland jedoch auf einer Karte wird man nicht wirklich fündig werden. In unserem Sprachgebrauch bezeichnet man meist die Gebiete Nordeuropas um den Polarkreis herum als Lappland. In Norwegen zählt man zu Lappland im Allgemeinen die Bezirke Finnmarken, Troms und Nordland, in Schweden die Regionen Norrbotten und Västerbotten und in Finnland gibt es nur ein Gebiet, das passenderweise Lappi genannt wird. Genau genommen gehört auch ein Teil der russischen Halbinsel Kola dazu. Im weitesten Sinne stimmt das, was wir als Lappland bezeichnen mit dem Siedlungsgebiet der Samen überein.
Bezeichnend für diese Region sind vor allem weitläufige Nadelwälder, hohe Gebirge, Sumpfgebiete und endlose Steppenlandschaften. Wer im Geographieunterricht aufgepasst hat dem sind die Begriffe Taiga und Tundra noch geläufig. Die für diese Zonen typischen drastischen Klimaunterschieden macht es schwierig die Jahreszeiten klassisch in Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter zu unterteilen.

Die acht Jahreszeiten

Bei meiner Recherche bin ich darauf gestoßen, wie die Samen das Jahr gliedern. Gerade sie, die in unmittelbarer Nähe zur Natur leben, haben ein besonderes Gespür für die Details der wechselnden Jahreszeiten entwickelt. Daher habe ich diese Unterteilung kurzer Hand übernommen.

Christbaum Finnland

Lappland Schneepflug

dálvve  (Dezember bis März)

Der Winter hat Lappland fest im Griff und sorgt für Minusgrade bis zu -40°C.  Verschneite Winterlandschaften, Schneestürme im Gebirge und bitterkalte Winde entlang der Küsten. Am 21. Dezember, der Tag der Wintersonnenwende, geht oberhalb des Polarkreises die Sonne gar nicht mehr auf. Je nachdem wie weit nördlich man ist, schafft sie es erst wieder Mitte Januar über den Horizont. Im Finnischen nennt man diese Zeit der Polarnacht Kaamos. Erst mit der Rückkehr des Sonnenlichts werden die Lebensgeister meist wieder wach. Die eigentliche Wintersaison  kann beginnen. Outdoor-Aktivitäten wie Schneeschuhwandern, Schneemobilfahren oder Skilaufen sind nun angesagt. Allerdings sind -20°C auch im Februar keine Seltenheit. Für mich daher ein triftiger Grund die Füße noch still zu halten und mich lieber meinen Bücherstapel zu widmen.

 

Flühling in Lappland

Winterlandschaft Lappland

Lappland im Schnee

gidádálvve (März/April)

Nun ist sie endgültig zurück – die Sonne! Inzwischen ist es nicht nur länger hell wie bei uns, sondern die Sonne ist auch viel intensiver. Ich sage nur, niemals die Sonnencreme vergessen! Man kann förmlich zusehen, wie der Schnee langsam unter ihrer Wärme zu schmelzen beginnt. Aber keine Angst, es gibt immer noch genug! während man die ganzen Wintermonate vorher kaum jemanden draußen getroffen hat, wird es jetzt geradezu quirlig. Auf den zugefrorenen Seen und Flüße trifft man auf  Schneemobile, Langläufer oder Eisfischer. Wenn ich sie da so sitzen sehe, mit offener Jacke und Sonnenbrille auf ihren mitgebrachten Stühlen und Fellen, bin ich mir gar nicht so sicher, ob es da nur ums Angeln geht. Mein Plan für nächstes Jahr… Eisangel kaufen!

 

Ounasjoki im Mai

Schneeschmelze Ounasjoki

gidá (April/Mai)

Der Winter macht dem Frühling nun langsam Platz. Im Süden Lapplands beginnt das Eis zu schmelzen, dicke Eisschollen schieben sich über die Ufer. Die Bäume treiben langsam aus und die ersten Frühlingsblumen suchen ihren Weg an das Licht. Nachts kann es jedoch immer noch recht kalt sein. Dafür herrschen in den oberen Lagen immer noch beste Bedingungen für Skitouren. Wenn nach der Schneeschmelze die Flüsse über das Ufer treten, tuen sich gigantische Wasserflächen auf und man  kann per Boot       Gebiete  erkunden, die ansonsten völlig unzugänglich sind.

 

Mittsommer Lappland

Trollblumen

junge Birkenblätter

Tornio

gidágiesse (Juni)

Plötzlich Sommer! So könnte man diese Jahreszeit wohl am treffendsten beschreiben. Ich liebe den Beginn des arktischen Sommers, wenn die Natur geradezu explodiert. Wenn man plötzlich in einem Meer von Trollblumen steht, wo eine Woche vorher noch vom Schnee platt gelegenes Gras war. Da kann man dann sogar von den abertausenden von Mücken absehen, die ebenfalls zu dieser Zeit besonders gehäuft auftreten.

 

Lupinen

Rentiere

Wandern Lappland

giesse  (Juni/Juli)

Am 21. Juni ist Mittsommer, der längste Tag des Jahres. In großen Teilen Lapplands dauert dieser Sommertag über zwei Monate. Denn nur hier, weit oberhalb des Polarkreises, scheint die Sonne rund um die Uhr. Zu dieser Jahreszeit liegen die Temperaturen in Lappland im Durchschnitt zwischen +10° C und +15°C, es kommt jedoch auch schon mal vor, dass das Thermometer auf +30°C kletterte. Aber lasst euch nicht abschrecken, durch die klare Luft wirkt die Sonne viel intensiver und so können sich +18°C schon mal wie +25°C anfühlen.

Beerensammeln

Preiselbeeren

Fliegenpilz

Augustmorgen

tjaktjagiesse (August)

Mit dem August kommen die Vorboten des Herbstes. Die Tage werden wieder kürzer, die Insekten verschwinden langsam und von Norden her zieht ein farbenfroher Laubteppich Richtung Süden. Die Beeren und Pilze in den Wäldern werden allmählich reif, erst die Moltebeeren und dann die Blaubeeren. Die Preiselbeeren lassen sich noch Zeit, die werden meist erst Mitte September reif. Eine wahrhaft atemberaubende Kulisse, die sich Ende des Sommers bietet. Also kein Wunder, dass hier oben im Norden jetzt die Outdoor-Hochsaison ist.

Pilz

Lagerfeuer

Lappland Herbst

Lappland Herbstsonne

Polarlicht

tjaktja (September/Oktober)

Der September beschert oft noch sehr schöne warme Tage. Auch wenn die Nächte schon recht frostig sein können. In diesen kalten klaren Nächten hat man jedoch schon besonders gute Chancen die atemberaubenden Nordlichter am Himmel tanzen zu sehen. Und tagsüber schimmern die Fjells und Tunturis rot. Das Rot der Preiselbeeren gepaart mit dem inzwischen roten Laub der Blaubeerbüsche. Im Oktober breiten sich  bereits die ersten weißen Schicht über die Landschaft aus. Der ersten Frost lässt die Moosbeeren weich und süß werden. Aber jetzt ist Vorsicht geboten in den nordischen Wäldern, es ist Jagdsaison – Elchjagd!

Sonnenuntergang Lappland

Winter in Lappland

tjaktjadálvve (November/Dezember)

Die Tage werden kürzer und die Landschaft weiß, sobald die ersten Schneefälle einsetzen. Wenn die Wettergötter mitspielen, kann man bereits Anfang November Skifahren. Aber spätestens bis zu Weihnachten liegt ganz Lappland unter einer dicken Schneedecke.

 

Highlights:

Mitternachtssonne: Am Polarkreis scheint sie vom 12. Juni bis 1. Juli rund um die Uhr. Am Nordkap sogar vom 14. Mai bis 29. Juli.
Polarlichter: Die Aurora-Zone liegt zwischen den 65. und 72. Breitengrad. Am wahrscheinlichsten sieht man Nordlichter während der Wintermonaten in klaren Nächten.
Wandern: Die schönste Zeit ist August und September. Die Tage können noch schön warm sein, aber die Mücken sind schon fast verschwunden. Jenachdem wie weit nördlich man ist, beginnt schon Mitte August die herrliche Färbung des Herbstlaubs.
Skifahren: Für mich ist von Mitte Februar bis Mitte April die schönste Zeit für Skitouren. Die Tage werden immer länger und die Sonne wärmt schon richtig schön, vorbei sind die extremen Minusgrade zu Beginn des Jahres.
Beerenzeit: Es ist natürlich nicht jedes Jahr gleich, aber grob kann man sagen, dass Anfang August die Moltebeeren reif werden, ab Mitte August die Blaubeeren, ab Mitte September die Preiselbeeren und nach dem ersten Frost die Moosbeeren.

Hochsaison:

Zum Glück gehört Lappland generell nicht zu den überlaufenen Urlaubsregionen. Trotzdem sollte man bei seiner Planung doch bedenken, dass man gerade zur Weihnachtszeit, in den Monaten März/April und August/September rechtzeitig bucht. Denn in diesen Monaten machen auch die Skandinavier selber gerne in Lappland Urlaub.

Fazit:

Wie ihr seht hat Lappland, eine Region der Extreme, zu jeder Jahreszeit seinen ganz speziellen Reiz. Dennoch sind der Monat Juni mit seinen abertausenden von Mücken und die oft düstere verregnete Zeit im Oktober und November eher etwas für hartgesotteneNordland-Fans.

Infos:

Finnland: www.onlyinlapland.com
Norwegen: www.nordnorge.com
Schweden: www.swedishlapland.com

Teile diesen Beitrag:

  1. Marion Sydow

    Liebe Michaela
    vielen Dank für den interessanten Bericht und die schönen Fotos
    Liebe Grüße aus Berlin
    Marion

  2. Ein toller Bericht.
    Die 8 Sami Jahreszeiten waren mir neu, beim drüber nachdenken finde ich sie jedoch echt zutreffend.

  3. Liebe Michaela, ein sehr schöner Artikel. Ich habe selbst einige Jahre nördlich des Polarkreises gelebt und kann auf jeden Fall den August als Reisezeit für Outdoor Fans empfehlen. Keine Mücken mehr, dafür ein wunderschönes Farbspiel der Natur. Oh, da überkommt mich gleich wieder die Reisen ist.
    Schöner Blog! LG Julia

  4. Witzig, mit den acht Jahreszeiten in Finnland!
    Schweden hat nämlich nur zwei: Winter und Nicht-Winter 😉
    Viele liebe Grüße!

  5. […] Dazu zählt sicherlich die einzigartige Landschaft Lapplands. Sucht man Lappland jedoch auf einer Karte, wird man nicht wirklich fündig werden. Lappland ist kein Staat, sondern eine Region und stimmt im weitesten Sinne mit dem Siedlungsgebiet der Samen, das letzte indigene Volk Europas überein. Sápmi – wie die Ureinwohner Lappland liebevoll nennen – erstreckt sich von Norwegen, über Schweden und Finnland bis auf die russische Halbinsel Kola. (Mehr zu dem Thema in meinem Artikel >>> Auf den Spuren der Samen – wo geht das?) Bezeichnend für diese Region sind vor allem weitläufige Nadelwälder, hohen rauen Berggebieten, Sumpfgebiete und endlose Steppenlandschaften. Wer im Geografieunterricht aufgepasst hat dem sind die Begriffe Taiga und Tundra noch geläufig. Drastische klimaunterschieden von bis zu 70 Grad Celsius im Jahresverlauf sind typisch für diese Zone. (Mehr zu dem Thema Lappland-Klima in meinem Artikel >>> Die beste Reisezeit für Lappland) […]

  6. […] Dazu zählt sicherlich die einzigartige Landschaft Lapplands. Sucht man Lappland jedoch auf einer Karte, wird man nicht wirklich fündig werden. Lappland ist kein Staat, sondern eine Region und stimmt im weitesten Sinne mit dem Siedlungsgebiet der Samen, das letzte indigene Volk Europas überein. Sápmi – wie die Ureinwohner Lappland liebevoll nennen – erstreckt sich von Norwegen, über Schweden und Finnland bis auf die russische Halbinsel Kola. (Mehr zu dem Thema in meinem Artikel >>> Auf den Spuren der Samen – wo geht das?) Bezeichnend für diese Region sind vor allem weitläufige Nadelwälder, hohen rauen Berggebieten, Sumpfgebiete und endlose Steppenlandschaften. Wer im Geografieunterricht aufgepasst hat dem sind die Begriffe Taiga und Tundra noch geläufig. Drastische klimaunterschieden von bis zu 70 Grad Celsius im Jahresverlauf sind typisch für diese Zone. (Mehr zu dem Thema Lappland-Klima in meinem Artikel >>> Die beste Reisezeit für Lappland) […]

  7. Toller Beitrag. Die Bilder sind wirklich beeindruckend!

    Viel Grüße

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert